Job Interview - Bewerbungsgespräch Vorbereitung - ein Leitfaden aus der Praxis
Wenn man nicht selbst als Recruiter tätig ist, sind Bewerbungsgespräch bzw. Job Interviews, etwas, was nicht regelmäßig im Alltag vorkommt. Daher haben wir im folgenden Artikel die wichtigsten Themen und Fragen rund um das Bewerbungsgespräch zusammengestellt. Kurz zu uns: wir sind die Tech Recruiter und spezialisiert auf die Vermittlung von festangestellten und freiberuflichen IT Fach- und Führungskräfte. Unser Fokus liegt auf dem Softwareentwicklungsprozess, d.h. wir vermitteln vom Product Owner, Software Entwickler bis hin zum QA Engineer.
Seit 2011 bin ich (Björn) im Recruiting / Personalvermittlung tätig und kann somit auf einige Erfahrungen zurückgreifen. Neben der klassischen Vermittlungstätigkeit habe ich auch mehr als 25 Personen für meine eigene Business Unit eingestellt und war im Interviewprozess von wahrscheinlich mehr als 100 Personen eingebunden.
Wenn du diesen Artikel liest, kann ich schonmal glückwunsch sagen: dein CV bzw. deine Bewerbungsunterlagen sind gut angekommen - du hast eine Einladung zum Bewerbungsgespräch bekommen - top gemacht, jetzt spielen wir weiter auf Sieg und meistern auch das Job Interview!
Häufige Fragen und Tipps für deine Antworten
Dieser Text bezieht sich auf allgemeine Interviewfragen und berücksichtigt nicht spezifische Themen zum IT Bereich.
Für alle, die noch kein Bewerbungsgespräch geführt haben: es passiert dir nichts. Dein Gegenüber will dich kennenlernen, verstehen wer du bist und wie du dich in einer stressigen Situation (wie einem Job Interview) verhältst.
Beachte auch, dass dies kein Verhör ist, in dem du Rede und Antwort stehen musst. Ein gutes Interview ist davon gekennzeichnet, dass es den Charakter eines Gesprächs hat. Eine Seite stellt eine Frage, die andere Seite antwortet und stellt eine interessierte / thematisch passende Frage. Et voilà - ein Gespräch!
Welche Fragen werden häufig in einem Bewerbungsgespräch gestellt?
1. Erzähl mir etwas über dich selbst - was sollten wir über dich wissen? Wer bist du?
Diese Art von Frage kommt oft zu beginn des Gesprächs. Nutze sie, um einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen. Bereite eine kurze, prägnante Antwort vor, die deine beruflichen Erfahrungen und relevanten Fähigkeiten zusammenfasst.
Beispiel:
“In den letzten fünf Jahren habe ich als Fullstack-Developer gearbeitet und umfangreiche Erfahrungen in der Entwicklung von Webanwendungen gesammelt. In meiner letzten Position habe ich ein Projekt geleitet, das die Effizienz des Unternehmens um 20% steigerte.”
2. Warum hast du dich auf diesen Job beworben?
Hier möchte der Interviewer verstehen, was dich an der Position und dem Unternehmen interessiert. Zeige deine Motivation und wie deine Ziele mit den Unternehmenszielen übereinstimmen.
Beispiel:
“Ich bewundere die Innovationskraft Ihres Unternehmens und möchte meine Fähigkeiten in einem dynamischen Team weiterentwickeln. Diese Position bietet mir die Möglichkeit, an spannenden Projekten zu arbeiten und gleichzeitig meine beruflichen Ziele zu verfolgen.”
Wenn du z.B. von einem Recruiter für den Job vorgeschlagen wurdest, kannst du folgendes Antwort: “Ich habe mit Björn von die Tech Recruiter über meine Wünsche und Ambitionen bei einem Wechsel gesprochen. Ich möchte mich weiter in Richtung XYZ entwickeln und meine bisherigen Fähigkeiten gewinnbringend beim Unternehmen einbringen. Daraufhin hat mich Björn bei euch vorgestellt und ich freue mich darauf, mehr zu diesem Themen von dir zu erfahren.”
3. Was sind deine größten Stärken und Schwächen?
Bei dieser Frage geht es darum, Selbstbewusstsein und Ehrlichkeit zu zeigen. Nenne eine echte Schwäche, die du aktiv angehst, und eine Stärke, die für die Position relevant ist.
Negativ Beispiel:
“Eine meiner Stärken ist meine Problemlösungsfähigkeit. Ich habe in der Vergangenheit erfolgreich komplexe Probleme identifiziert und gelöst. Eine Schwäche ist mein Perfektionismus, aber ich arbeite daran, realistische Ziele zu setzen und meine Prioritäten besser zu managen.”
Dieses Beispiel wird häufig genannt -
fast jeder gibt diese Antwort
. Ich kann sie fast nicht mehr hören.
Ich würde das Thema wie folgt angehen: Ich zeige, an welcher “Schwäche” ich bereits in den letzten Jahren erfolgreich gearbeitet habe:
“Eine Schwäche von mir war meine Ungeduld als Junior Recruiter. Es ging dabei um Themen wie Business Development und meine Karriereentwicklung. Durch Gespräche mit meinen Kollegen ist mir dies erst bewusst geworden und ich habe gelernt, dass ich mich nur noch auf die Themen konzentrieren, die ich selbst in der Hand habe. Mit dem Konzept des “Circle of Influence” lasse ich mich von Themen weniger aus der Ruhe bringen.”
4. Wo siehst du dich in fünf Jahren?
Dein Gesprächspartner möchte mit dieser Frage deine langfristigen Ziele und Ambitionen verstehen. Zeige, dass du langfristig planen kannst und wie diese Position in deine Karriereplanung passt.
Beispiel:
“In fünf Jahren sehe ich mich in einer Führungsposition in diesem Bereich. Ich hoffe, meine Fähigkeiten in der Projektleitung weiterzuentwickeln und einen bedeutenden Beitrag zu den Unternehmenszielen zu leisten.”
Sei ehrlich an dieser Stelle: Wenn du gerade als Junior in den Job startest, kannst du auch offen sagen, dass du erstmal Berufserfahrung sammeln, dich weiterentwickeln möchtest und einen relevanten Beitrag zum Ziel XYZ beitragen möchtest.
Alternativ:
“Interessante Frage, über die ich bereits nachgedacht habe. Für mich hat aktuell mein Berufseinstieg Priorität. Ich möchte mich weiterentwickeln und meinen Beitrag zum Team- / Unternehmenserfolg beitragen. 5 Jahre sind ein langer Zeitraum, ich hoffe darauf, dass ich mit dir als Vorgesetzter einen Partner an meiner Seite bekomme, mit dem ich meinen Karriereweg hier gut gestalten kann… - Was ist dir an einem Junior wichtig? Wie fördert ihr Junioren?”
Damit bringst du dein Gegenüber ebenfalls ins Reden und positioniert dich auf Augenhöhe.
5. Warum möchtest du deinen aktuellen Job wechseln?
Dein Gegenüber möchte damit deine Wechselmotivation verstehen. Vermeide negative Aussagen über deinen aktuellen Arbeitgeber und konzentriere dich auf deine beruflichen Ziele.
Beispiel:
“Ich suche nach neuen Herausforderungen und Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung. Diese Position bietet mir die Chance, meine Fähigkeiten weiter auszubauen und einen größeren Beitrag zu deinem Team zu leisten.”
Häufig kommt es dann noch zu weiteren Rückfragen. “Hast du bereits mit deinem Chef darüber gesprochen?”, “Wie hat er reagiert?”. Falls nicht: “Warum hast du deinen Wunsch nach XYZ noch nicht angesprochen?”
Sei authentisch und ehrlich.
6. Warum sollten wir dich einstellen?
Hier solltest du deine Qualifikationen und Begeisterung für die Position hervorheben. Betone deine relevanten Fähigkeiten und Erfahrungen sowie deine Motivation, in diesem Unternehmen zu arbeiten.
Beispiel:
“Ihr solltet mich einstellen, weil ich die erforderlichen Fähigkeiten und Erfahrungen mitbringe, um in dieser Rolle erfolgreich zu sein. Ich bin besonders gut in der Teamarbeit und habe in der Vergangenheit Projekte erfolgreich abgeschlossen, die die Effizienz verbessert haben.”
Nutze bei der Beantwortung dieser Frage auch Informationen aus dem bisher geführten Gespräch - “wenn ich dich richtig verstanden habe, ist der wesentliche Faktor, um erfolgreich zu sein XYZ. Wie ich bereits kurz angerissen habe, bringe ich die Erfahrungen aus meinen vorherigen Stationen mit und kann somit schnell einen Beitrag leisten.”
Wie kann ich mich am besten auf ein Vorstellungsgespräch vorbereiten?
Eine gründliche Vorbereitung gehört dazu, denn nur die Übung macht den Meister. Folgende Steps schlage ich vor:
Recherche über das Unternehmen
Schau dir die Homepage an, check Social Media (LinkedIn, Xing, Insta, Tiktok?) und nutz auch die Suche über Google News. Damit solltest du einen ersten groben Überblick erhalten.
Recherche über die Gesprächspartner
Dieselbe Methodik wie oben - informiere dich über deinen Gesprächspartner. Wichtig an dieser Stelle: stell trotzdem Fragen zu der Person, auch wenn du vielleicht die Informationen bereits hast - signalisiere Interesse an deinem Gegenüber.
Meine Ideen: Was hat zu XYZ geführt? Wie war deine Anfangszeit? Welchen Tipp hast du für meine Anfangszeit hier?
Überprüfung der Stellenbeschreibung
Verstehe die Anforderungen und bereite Beispiele vor, die deine Eignung zeigen. Notiere dir, wie deine Erfahrungen und Fähigkeiten zu den Anforderungen der Stelle passen. Wenn du vor Ort zum Interview eingeladen bist, kannst du gerne deinen CV und die Stellenanzeige ausgedruckt haben - auch mit deinen Notizen.
Üben deiner Antworten
Bereite Antworten auf häufige Fragen vor und übe sie laut oder mit einem Freund. Das hilft dir, sicherer zu werden und deine Antworten flüssiger zu gestalten. Wir helfen natürlich auch gerne, wenn du im IT Bereich auf der Suche nach einer neuen Herausforderung bist.
Angemessene Kleidung
Wähle Kleidung, die zur Unternehmenskultur passt. Im Zweifel ist ein professioneller Look immer eine sichere Wahl. Schau dazu die Homepage und die Social Media Kanäle an. Im Zweifelsfall lieber etwas mehr, als zu wenig. Meine persönliche Meinung: Smart Casual sollte das Minimum sein, ein Dreiteiler für Herrn könnte zu viel sein - natürlich auch abhängig von der Branche und der Unternehmensgröße.
Pünktlichkeit
Plane mindestens 10-15 Minuten vor dem Termin anzukommen. Das zeigt, dass du organisiert und zuverlässig bist. In dieser Zeit kann man noch einmal kurz runterkommen, sich im Bad frisch machen und schon mal etwas Büro-Atmosphäre schnuppern.
Mitbringen von Unterlagen
Bringe Kopien deines Lebenslaufs, ein Notizbuch und einen Stift mit. Das zeigt, dass du vorbereitet und professionell bist. Ich selbst fand es immer positiv, wenn der Kandidat mit ein paar vorbereiteten Fragen sein Notizbuch geöffnet hat. Es hilft auch dabei, seinen eigenen roten Faden beizubehalten.
Umgang mit Nervosität im Vorstellungsgespräch
Eins Vorweg - Nervosität gehört dazu und ist auch ein gutes Zeichen. Dir ist das Vorstellungsgespräch wichtig.
Gehen wir die Sache logisch an - du bist im Vorstellungsgespräch, d.h. deine Unterlagen sind von Interesse für den möglichen Arbeitgeber. Kurz gesagt, wollen sie dich gerne haben und das Gespräch soll diesen Eindruck bestätigen.
Damit hast du schon viel geschafft. Zudem hast du dich auch auf das Gespräch optimal vorbereitet und dich über deine Gesprächspartner informiert.
Die Hausaufgaben sind gemacht und das Mindset stimmt, die Nervosität kommt trotzdem, was ist zu tun?
Tipp 1 - Werde dir über die oben genannten punkte bewusst.
Tipp 2 - Sprich es einfach an: “Bitte nicht wundern, ich bin etwas nervös, da ich noch nicht sehr viele Bewerbungsgespräche geführt habe oder dies schon länger her ist.” “Ich habe mich über die Einladung sehr gefreut und umso mehr freue ich mich darauf euch kennenzulernen und mehr über die Rolle als XYZ zu erfahren.”
Damit sollte dein Gesprächspartner auch gut abgeholt sein und du brauchst nicht verkrampfen und deine Nervosität zu verstecken. Meistens ist die Nervosität auch verschwunden, sobald man Sie ausspricht.
Wenn du weitere Fragen und Anregungen hast, meld dich gerne direkt: br@dietechrecruiter.de
Viel Erfolg für dein nächstes Interview!
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